Montag, 15. Juni 2009

2009 Biel/Bienne 100km

Biel 2009, ein schrecklich schönes Erlebnis.

Ein kurzer Rückblick: Biel 2008

2008: "Ich habe die Nacht der Nächte überstanden. Die Schmerzen, die ich während der letzten 50 km durch litt waren grässlich.
Das Glück, am Ende mein Ziel erreicht zu haben, war überwältigend. Nie wieder Biel."

Diese Einsicht dauerte nicht lange, sobald die Anmeldung für 2010 offen war, war ich wieder angemeldet. Habe dann noch bei ein paar Gläsern Sekt einen Kollegen zu Rennsteig und Biel überreden können.





Freitag, 12. Juni 2009: Nach der obligatorischen Beruhigungsmassage um 7:50 Uhr wurde die Trinkblase gefüllt und die Koffer fertig gepackt und ab ging es um 9:15 Uhr in Richtung Biel/Bienne.

Das erste Hindernis in Form eines 5 km langen Staues so gegen 10:30 Uhr bremste unsere Fahrt kurz vor Freiburg Nord. Wir hatten genug Zeit, das Frühstück hatten wir bereits verschlungen, so dass uns der Stau nicht aus der Ruhe brachte.

Die Fahrt durch die Schweiz in Richtung Biel konnten wir so richtig genießen. Conny war das erste Mal in Biel meine Begleiterin. Letztes Jahr hatte sie gestreikt, ich sollte Biel eigentlich erst dieses Jahr (2009) machen.

Gegen 14:00 Uhr trafen wir am Eisstadion ein und suchten uns einen Platz am Fußballplatz gleich in unmittelbarer Nähe des Eisstadions. Menschliche Bedürfnisse mussten natürlich auch gestillt werden.

Mein Kollege Karl-Heinz Pfändner mit seiner Ehefrau Martina waren bereits vor Ort und hatten Ihr Zelt bereits aufgebaut.

Conny und ich wollten kein Zelt aufbauen. Nachdem wir die Startnummern abgeholt haben, das Mittagessen, Nudeln mit Soße verspeist haben, war noch etwas Ruhe angesagt.

Um 20:00 Uhr fand das kleine Forentreffen statt. Zuerst lief uns Andrea und David über den Weg.

Unerwartet, aber dafür umso erfreulicher, kamen Walti und Martin dazu und vergrößerten unser Streakertreffen.


Obligatorisch war dann noch unser Besuch am Rennsteigstand. Wie immer war Herr Horst Schulz am Stand, der mich in Berlin 2007 dazu verführte, 2008 den Rennsteig SM zu laufen. Musste dies nach zwei Teilnahmen 2008 und 2009 auch nie bereuen. War immer ein tolles Erlebnis, Verpflegung, Betreuung und Landschaft.

Um kurz nach 21:00 Uhr wurden wir langsam nervös, die wichtigsten Stellen waren geschmiert, die Brustwarzen ordentlich verklebt, die Polar gerichtet, der Rucksack fertig gepackt und die Stirnlampe getestet. Nun konnte es los gehen. Auf zum Start.

Schnell noch ein paar Foto zu Erinnerung und die "Nacht der Nächte" konnte endlich starten.


Conny war dann in dieser Nacht und nächsten Tag unser Haus- und Hoffotograf. Sie versprach mit dem Bus nach Kirchberg zu kommen. Damit war zumindest gesichert, dass ich mich nach 56 km auch ausheulen konnte, falls es nicht so gut laufen sollte.

Martin kam noch kurz dazu, wir wünschten uns noch alles Gute und der Start stand kurz bevor.



Der Start wurde durch Footballspieler geregelt. Pünktlich um 22:00 Uhr ging es los. Die Lichter von Biel blieben schnell hinter uns und die Dunkelheit der langen Nacht hüllte uns ein.


Das Bulletin 4 informierte uns, dass sich insgesamt 2486 Laufer in das Abenteuer, 100 km durch die Nacht, stürzten. Die Nacht sollte mit 10 °C etwas frisch werden und es erwartete uns ein sehr warmer Morgen. Es wurde sehr warm, sehr warm.


Um 23:58 Uhr überquerte ich die Brücke von Aarberg. Seit den ersten Kilometern habe ich starke Seitenstechen, die mich bis ins Ziel begleiteten. Die beiden Fußgelenke schmerzten erheblich, konnte aber den Weg noch recht flott fortsetzen.



Um 4:19 Uhr traf Conny Andrea in Kirchberg. Andrea war flott unterwegs, obwohl sie nicht so recht fit war. Sie hatte tags zuvor erhebliche Probleme mit der Verd... Von hier aus nochmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrer tollen Zeit.

Um 4:55 Uhr erreichte ich Kirchberg. Gott sei Dank war Conny vor Ort, so dass ich mich ein wenig ausweinen konnte. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mir nicht vorstellen das Ziel überhaupt zu erreichen. Seitenstechen und die Fußgelenksschmerzen waren zu stark. Conny meinte nur: "Du kannst doch auch den Rest Gehen, macht doch nichts." Dies tat verdammt gut, Aufmunterung tat Not.
Gegen 4:58 Uhr machte ich mich wieder auf den Weg. Am Einstieg zum Emmendamm hing ich mich an die Fersen einer Läuferin, die mein Laufrhytmus hatte und ein tolles Zugpferd über die schwierige Strecke war. Bei Gerlafingen trennten sich unsere Wege und Wunder, oh Wunder, die Gelenksschmerzen hatte ich über auf dem Emmendamm auf wundersame Weise verloren.



11:02 Uhr: Büren a.A., ca. 89 km

Das Seitenstechen machte sich besonders auf den Berabstrecken immer heftig bemerkbar. Teilweise konnte ich bergab nur gehen. Ich konnte dies dann weitgehend im Kopf isolieren, sodass mir noch ein super Lauf gelang. Die letzten fünf Kilometer konnte ich in 6:30 bis 5:45 min/km zurücklegen.


Bei meinem Schlußspurt habe ich Conny (Hintergrund) vollkommen übersehen. Ihr Jubel riß mich dann aus den Träumen.

Die Freude war riesig, die erhoffte Zeit sogar leicht unterboten zu haben. Der ganze Streß, die Schmerzen der langen Strecke, die Freude Biel Laufen zu können entlud sich mit einem langen, lauten Schrei.











Ich verbesserte meine PB um 1:12 h. Mit 12:27:43 h überquerte ich mit einem Strahlen die Ziellinie.

Urkunde und Finishershirt abholen, dann war Erholung angesagt.

Die Restschmerzen vom Seitenstechen spürte ich noch am Dienstag beim täglichen Lauf und die Nägel an den großen Zehen werde ich wohl verlieren. Die haben sich irgendwie mit meinen CEP-Stümpfen nicht mehr vertragen.


Einlauf der Pfändners bei der größten Mittagshitze. Waren wie alle Anderen froh das Ziel erreicht zu haben. Wollten ebenfalls Biel nie wieder laufen. Aber dies ist nun nach ein paar Tagen später bereits wieder vergessen. Ich denke, das wir im nächsten Jahr zu Viert starten werden, Conny, die Pfändners und ich.

Nach dem Lauf belohnten wir uns noch mit einer Nacht im Hotel Villa Lindenegg in Biel. Die große Badewanne, heißes Wasser mit Muskelentspannungssalz taten gut und ich schlief sofort in der Wanne ein. Conny brachte Ihren täglichen Lauf hinter sich. Eine Mütze Schlaf im Bett stellte mich wieder richtig auf die Beine.

Abendessen beim Italiener, Laufgeschichten beim Bier ließen den Abend viel zu schnell vergehen. Hier trafen wir auch Rudolf Mahlburg von Laufendhelfen.de e. V. wieder. Der erfahrend Ultra- und Etappenläufer lud uns noch zu seinem Nachtlauf, von Baiersbronn nach Baden-Baden (65 km) ein, der am 10. Juli stattfindet. Ich werde wohl mit dabei sein. Viele von Euch werden Ihn auch vom Rheinsteig-Erlebnislauf kennen.

Im Garten der Villa Lindenegg genossen wir noch einen Brunch bevor wir noch mit einem Spaziergang an den Bieler-See den Tag ausklingen lassen konnten.














Auf dem Weg zum Auto konnten wir noch eine Vorführung Hunde-Frisby geniesen. War echt toll wie die Hunde hier begeistert ihrem Spiel oder Sport nachgingen.


Einen Dobermann Männchen machen habe ich auch noch nicht gesehen. Der war heiß auf diese Scheibe. Einfach schön dies zu sehen.


Um ca. 18:00 Uhr waren wir glücklich und müde in Offenburg zurück. Unsere Katzen erwarteten uns ebenfalls sehnsüchtig.
Um 19:30 Uhr folgte noch unser Streak über 3,90 km bei strömendem Regen.
So gingen zwei tolle Tage und eine wunderbare "Nacht der Nächte" zu Ende.